Dienstag, 22. August 2006

chirurgie

chirurgie

In der letzten woche hab ich teilweise in der chirurgie gearbeitet. …ich hoffe ich muss mich nie operieren lassen ! Ich glaube das ist dort schlimmer als beim fleischer!
Die längste operation war bei einem pastor, dem wir einen gehirntumor herausgenommen haben. Die operation hat acht stunden gedauert (aber ich war nur teilweise dabei). Wir haben zuerst die kopfhaut aufgeschnitten und zur seite geklappt. Danach wurden vier löcher in den schädel gebohrt um mit einer elastischen säge den kopf von innen aufzuschneiden. Wir haben also einen deckel in den kopf geschnitten, den wir dann abgenommen haben. Als nächstes wurde der muskel aufgeschnitten und dann der tumor herausgenommen. Der war ungefähr so groß wie meine faust. Danach haben wir das ganze wieder zugeklappt. Ich habe viel helfen dürfen. Ich habe den muskel zur seite gehalten und teilweise beim schneiden geholfen. Ausserdem hab ich die naht (ungf. Von einem ohr bis zum anderen) zugenäht. Das ganze ist sehr komisch. Wenn man am anfang den patient aus seinem zimmer in den Operationssaal fährt und weiß dass es sehr unsicher ist dass bei der Operation alles funktioniert! (Sie haben gemeint viele Patienten überleben die Operation nicht oder sind nachher behindert). Trotzdem redet man ganz normal mit ihm. Das ganze ist so routiniert. Jeder macht einfach das war er zu tun hat. Der Kranke schläft langsam ein und wir machen das gleiche wie jeden tag. Die Lichter vorbereiten, die messer bereitlegen, die geräte anmachen, die hände waschen, die sterile kleidung anlegen, die handschuhe …. Und wenn der patient schläft dann fängt man an zu schneiden. Das ist der komischste moment finde ich. Ich versteh noch immer nicht, dass dann der kranke nichts spürt. Das Messer ansetzen, und einfach in seinen kopf, arm oder bauch schneiden. Aber eigentlich ist es ein bisschen so, wie wenn man ein stück butter abschneidet. Man vergisst, dass man einen Menschen operiert. Man sieht ja auch nur die Wunde und meistens nicht den ganzen körper oder das gesicht. Dann sickert langsam das warme Blut auf die Handschuhe und man schneidet weiter. Manchmal nur eine halbe Stunde, manchmal acht stunden. Wenn der erste schnitt gemacht ist habe ich keine probleme mehr weiter zu machen. Trotzdem ist es komisch. Manchmal verwenden die chirurgen ihr ganzes körpergewicht um einen knochen wieder an seinen Platz zu setzten. Dabei spritz das Blut und die Fleischfetzen hängen über all…; der Pastor hat bei der Operation sehr viel Blut verloren. Wir haben insgesamt 11 Liter für ihn gespendet. Da wir keine Blutbank haben, haben wie das Blut frisch gespendet. Ich wurde bei Mittagessen gefragt. 10 Minuten später habe ich gespendet und 30 Minuten später hat der Pastor das Blut schon bekommen. Am nächsten morgen habe ich ihn gesehen und er hat sehr perplex ausgesehen. Seine Mund war die ganze Zeit offen und er hat entweder geschlafen oder auf die decke starrt. Ich hab schon befürchtet wir hätten etwas falsches rausgeschnitten. Aber jetzt geht es ihm sehr gut. Ich besuch ihn jeden tag und weil mein madagassisch noch immer nicht so toll ist lachen wir meistens nur. Er ist auf jeden fall noch der gleiche und die Krankenschwester hat gemeint es ist ein Mirakel dass das alles so geklappt hat.
Der zweite Patient den ich täglich besuche ist ein bisexueller. Er (laut Pass ist der Mensch männlich) ist 27 Jahre alt und ist zweigeschlechtlich. Er hat eine Gebärmutter, hatte mal Brüste (die wurden schon abgenommen), und ist ansonsten männlich. Ihn haben wir nur über den Computer operiert. Wir haben wieder vier Löcher gebohrt und über diese Löcher den Bauch aufgepumpt. Danach habe einer eine Kamera mit einer kleinen Lampe über eines der Löcher eingeführt und über die anderen Löcher verschiedenen Messer und Klammern. Und dann ca. 4 Stunden operiert. Eigentlich sollte das ganze nur 1 Stunde dauern, aber weil bei ihm im Unterleib alles so komisch war haben wir uns nicht ausgekannt (…ich schon gar nicht). Ich weiß nicht genau was wir alles gemacht haben (eine Menge Organe herumgeschoben) und letztendlich einen Hoden herausgeschnitten (der war irgendwo in seinem bauch, wir haben versucht ihn herunterzuschieben, das ging nicht, da haben sie ihn abgeschnitten). Auch ihm geht es jetzt (wie dem Pastor) gut. In ein paar Monaten wird ihm die Gebärmutter herausgeschnitten.
Seit seiner Operation sehen wir uns jeden Tag und her hat mir schon sein ganzes Leben erzählt. Heut hat er gemeint, es gibt wahrscheinlich niemanden der so viel über ihn weiß wie ich (… ist auch nicht so schwer, es gibt vielleicht nur 5 Leute - außer den Ärzten – die wissen dass er zweigeschlechtlich ist).
Ich bin auf jeden Fall echt froh, dass ich eingeschlechtlich bin. Das ist wirklich komisch, wenn man weder weiblich noch männlich ist - oder eben beides.
Ab morgen arbeite ich im Labor. Da bleib ich ein bisschen (wies mir halt gefällt) und dann fängt mein richtiges Praktikum in der Chirgurgie an (jetzt bin ich einfach nur für ein paar Operationen hingegangen). Aber es bleiben mir nur noch 8,5 Wochen hier in Madagaskar. Wenn ich auch noch ein bisschen reisen will, vielleicht noch 6 wochen praktikum. Die Zeit vergeht echt schnell…

@Tommi: …ich versteh dich gut! Ich hab auch das gefühl, dass wir alle auf der ganzen welt verstreut sind! Hey, aber bald hast du’s hinter dir! Wie lange dauert der Zivildienst noch? Und hast du eigentlich schon einen Plan B?
@Asquina: oh, ich wünsch die alles, alles gute! Irgendwie scheinen wir gerade alle das zu suchen, was zu uns passt! Ich bin mir sicher, dass du mit ein bisschen Mut und Glück einen Ausbildungsplatz findest!
@Jakob: deine berichte sind echt super! Ich bekomm immer das gefühl, ich hätte gar nicht nach madagskar gehen müssen um was besonderes zu erleben. Das Militär scheint mindestens genauso gehaltvoll zu sein.
@Luisa und Hannah: ich hab gar nicht gewusst, dass ihr schon das Radioprojekt hattet! …das scheint schon ewig her zu sein! Wann fängt denn die walz wieder an? Grüßt mir alle wazlisten in der Nähe!
@gammas: gibt’s euch noch?

...hier endlich ein paar fotos
erst das krankenhaus


spital1



spital3

spital4

...ein paar aerzte die in der mittagspause einen tanz einueben...


tanzen

und ich nach einer geburt zu hause:
geburt

der ausblick von unserem dach zu hause

ausblick-dach

bei einer taufe am land - ich mit rado; der aelteste bruder


taufe

und ich bei freunden zum essen

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Weihnachten naht! Ich sitze hier in meinem...
Pia.H - 8. Dez, 02:30
*tröööötttttttt* jippie!danke...
*tröööötttttttt* jippie!danke und glückwünsche an sie!
Kaweechelchen - 1. Dez, 23:42
JA, pia hat den studienplatz
in herdecke bekommen. (ist total glücklich, verdienter-...
eduard hartmann - 30. Nov, 15:35
Weißt du schon neues,...
Weißt du schon neues, wegen deinem Studienplatz?
Kaweechelchen - 9. Nov, 22:53
ersten Eindrücke aus...
….ich schreibe nach zweieinhalb Wochen Österreich....
Pia.H - 8. Nov, 21:30

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