Donnerstag, 3. August 2006

01.08.06

Hui…heute war ein langer Tag! Ich habe viel erlebt. Ich fange am Ende an, weil mich das am meisten berührt hat. Heute Nachmittag ist ein sehr krankes Mädchen zu uns ins Krankenhaus gekommen (sie ist vielleicht so alt wie ich). Sie war so schwach, dass sie nicht mehr stehen und kaum sitzen konnte. Wir haben sie untersucht und sind und ziemlich sicher dass sie Tuberkulose hat. Mit ihrer Lunge sind wir überhaupt verwundert, dass sie noch atmen kann. Das Mädchen hat vor zwei Wochen ein Kind zur Welt gebracht und kann es nicht ernähren. Sie hat schon einmal ein Kind verloren, weil sie es nicht ernähren konnte. Zurzeit ist sie so schwach, dass sie wahrscheinlich bald stirbt wenn sie nicht behandelt wird. Die Behandlung kostet umgerechnet 80 Euro – zu teuer für die Familie. Mein Gott, es wäre so leicht für mich die 80 Euro aufzutreiben. Und trotzdem geht das nicht. Ich kann nicht anfangen für jeden die Behandlung zu zahlen. Und jetzt sterben vielleicht ein Mädchen und ihre Kind.
Dann bin ich nach Hause gekommen und es waren ca. 20 Verwandte da. Ein Freund aus diesem Viertel ist gestorben und die nächsten drei Tage werden wir uns von ihm verabschieden. Er liegt aufgebart in einem Haus hier in der Nähe und mir ist erst gerade bewusst geworden, dass ich heute das erste Mal einen Toten gesehen habe. Gleichzeitig haben wir zu Hause ein Kind zur Welt gebracht. Ein kleiner Junge. Es war eine schwierige Geburt aber jetzt geht es der Mutter gut. Sie liegt im Zimmer neben mir.
Wenn ich das Fenster öffne höre ich die Verabschiedung des Toten. Drei Nächte lang wird für ihn gesungen. Morgen bin ich auch da. Wenn ich das Fenster zu mache höre ich Jonathan, der unter mir Klavier spielt.

Es ist sehr seltsam, den Tod und die Geburt gleich nebeneinander zu haben. Es gehört hier alles zusammen. Der Tod ist normal. Die Geburt ist normal. Alle trauern und freuen sich gemeinsam. Es ist eine sehr schöne Kultur. Und eine sehr schöne Verabschiedung des Toten.
Seine Kinder sind so alt wie ich und sind heute aus Frankreich gekommen. Sie sind dort aufgewachsen.
Ich habe nicht gewusst, dass es mit dem Tot so einfach geht.

Heute Mittag war ich bei der Senegalischen Botschaft zum essen eingeladen. Ich bin so voll, dass ich mich nicht mehr bewegen kann.

Heute Morgen haben wir die bösen Dämonen aus dem Krankenhaus vertrieben. Ziemlich wild. Mit schreien, singen und beten. Das passiert jeden ersten Dienstag im Monat. Jetzt bin ich bereinigt. Viele Leute sagen mir, es wäre das schönste für sie wenn ich zurück nach Hause fahre und Christ bin. Ich glaube nicht, dass sie es schaffen mich zu missionieren. Aber bist jetzt mache ich mit.

Ich bin hundemüde. Schlafe hier viel zu wenig. Und esse viel zu viel. Also, Gute Nacht!
Achso, meine Wäsche hab ich heut endlich auch mal wieder gewaschen. Ich hätte weniger weiße Socken mitnehmen sollen. Die werden immer schwärzer.

28.07.06

Salut,
Jetzt bin ich schon drei Wochen hier! Die Zeit vergeht ziemlich schnell und ich erlebe viel. Ich habe im Krankenhaus inzwischen die Station gewechselt und bin jetzt im Disponsaire, an der Rezeption. Die Arbeit ist inhaltlich nicht so spannend aber ich habe viel Zeit mich mit den Kranken zu unterhalten. Ich arbeite alleine und bin dafür zuständig die Kranken an die jeweiligen Doktoren weiterzuleiten und vorher ihren Blutdruck, ihre Temperatur und ihr Gewicht zu messen. Solange es keine Probleme gibt klappt alles, aber wenn Ausnahmefälle kommen reicht mein Madagassisch noch nicht aus und leider sprechen die meisten Leute kein Französisch. Die meisten Patienten reden sehr viel mit mir und ich verstehe wenig. Aber es macht sehr viel Spaß. Heute hab ich mich sogar schon mit einem Taubstummen, der hier im Krankenhaus arbeitet, auf Madagassisch unterhalten. Die Arbeit ist nicht schwierig und ich habe Gott sei Dank keine Berührungsängste. Viele Patienten waschen sich sehr selten und stinken für europäische Verhältnisse. Ich helfe ihnen beim Ausziehen um die Temperatur zu messen. Letzte Woche ist glaube ich ein Flo zu mir übergesprungen. Inzwischen bin ich ihn glücklicherweise los. Die Bisse sind schon verheilt.

Letztes Wochenende hab ich meine ersten Capoeirastunden genommen. Ich hätte nie gedacht dass es hier auch einen Verein gibt aber inzwischen bin ich schon ein Mitglied. Wir heißen Capoiera Madagascar und sind ca 100 Capoeiristas. Ich habe leider wenig Zeit zum trainieren aber Samstags Nachmittags trainiere ich. Montags und Donnerstags nehme ich Stunden in Contemporary Dance. Der Unterricht ist so wie bei uns Tanzunterricht, nur um einiges billiger (3 Euro im Monat).

Samstag war ich auf meiner ersten Madagassischen Party. Das ganze war natürlich von einem Religiösen Verein veranstaltet, von dem ich noch immer nicht genau weiß was er wirklich macht. Die Leute nennen sich Mpikabas oder so und vermitteln vor Hochzeiten zwischen den involvierten Familie. Wir haben bis um drei Uhr getanzt und die Madagassen haben ordentlich gebechert. Nachher hat uns ein besoffener nach Hause gebracht. Ich wollte nicht dass er fährt, also hab ich’s selbst versucht. Aber es wäre für uns gefährlicher gewesen wenn ich das komische Auto gefahren wär also hab ich ihn fahren lassen.

Inzwischen wurde eine Geige für mich organisiert. Wir spielen viel. Eigentlich immer wenn wir hier zu Hause nichts zu tun haben. Und das ist immer.

Donnerstag, 20. Juli 2006

heute!

Krankenhaus 2 – erste chirurgische Versuche, Donnerstag, 20. Juli 2006

krk2

…so, heute habe ich selber geschnipselt. Ich habe zwei kleine jungen beschnitten. Der eine hat die ganze Zeit gezappelt und ich hoffe ich hab alles richtig angenäht. Der andere war ein bisschen stiller. Das ganze ging eigentlich ziemlich einfach. Erst sollte ich nur daneben stehen und assistieren, aber dann haben sie mich alles machen lassen. Ich möchte jetzt nicht ins Detail gehen – aber ich hab auf jeden Fall keinen Schwanz abgeschnitten. Und das Nähen war auch ganz einfach. Am schwierigsten waren die Knoten, aber das geht auch schon.
Ich habe sogar mein erstes Geld verdient – sie haben mir 1000 Ariary gegeben (das entspricht 37 Cent!). Damit könnte ich 3-mal Bus fahren oder mir 4 Kartenspiele kaufen, vielleicht 3 Flaschen Wasser kaufen oder wenn ich Lust hab 5 Packungen Kekse.
Ich bin sehr erstaunt, dass es mir gar nichts ausmacht einfach so zu nähen und zu schneiden. Natürlich bekommen die Patienten eine lokale Betäubung, aber die hält nicht so lange. Hier in der Chirurgie ist alles so normal.
Ach mir fällt grad noch was ein: die Haut die bei der Beschneidung abgeschnitten wird, isst der Großvater am Nachmittag mit einer Banane auf.

Ansonsten war heut kein so interessantern Tag. Wir haben in der Mittagspause Basketball gespielt und Michael und Faniri (einer meiner „Brüder“ und ein Freund, der auch immer hier ist) haben ihr Bacc (Matura) abgelegt. Hoffentlich haben sie bestanden. Elia kocht grad wie immer und die anderen bringen mir Madagassisch bei.
Ansonsten gibt es nichts zu sagen. Ich habe gestern die erste Gelse gekillt und unser Tuberkulosepatient trinkt schon Milch.

krankenhaus

…und das Krankenhaus

Ich bin seit einer Woche da, und jeden Tag möchte ich etwas schreiben. Also: jetzt endlich. Ich sitze gerade in meinem schönen Zimmer und Jonathan macht Fotos von mir.
Es ist so viel passiert…
Mal zum Krankenhaus: Das Krankenhaus ist ein religiöses Krankenhaus (lutherisch) und alle Ärzte und Patienten sind sehr religiös. Überhaupt: Madagaskar ist sehr religiös. Ich werde täglich missioniert. Gestern hat mir ein Patient gesagt: es gibt sicher einen Grund warum ich gerade in dieses Krankenhaus gekommen bin. Hier muss man glauben. Sonst wird man nicht gesund. Und ich als Ärztin werde sicher auch bald an Gott glauben.
Jeden morgen von 7:30 bis 8:00 machen wir „le cult“. Wir beten und lesen die Bibel. Ich verstehe nichts (es ist hier alles auf madagassisch). Danach beginnt der Tag. Am ersten Tag habe ich mich vorgestellt. Es gibt hier ca. 100 Angestellte. Die Hälfte davon möchte Deutsch lernen und unterhält sich auf Englisch mit mir (weil sie ihr Englisch wieder erinnern möchten). Danach hat mir der Chefarzt das ganze Krankenhaus gezeigt. Es besteht aus mehrer kleineren Häusern mit den verschiedenen Stationen. Ich arbeite zurzeit im „Service Clinique“. Wir haben hier die ganzen Alkoholabhängigen und die stationären Patienten. Das Krankenhaus ist sehr anders als bei uns. Die Patienten haben Einzelzimmer und eine gemeinsame Küche und gemeinsame Badezimmer. Sie müssen mindesten einen „Guarde“ (Aufpasser) und die Drogenabhängigen (auch Alkohol) zwei Aufpasser mitbringen (Freunde, Familienmitglieder…). Wir passen auf ca. 15 Patienten auf. Am morgen gehe ich mit auf Visite (ich kenne inzwischen schon alle Patienten) und am Nachmittag nehme ich dann die „Paramètre“ (Temperatur, Blutdruck, Puls). Ich verstehe oft nicht was die Probleme der Patienten sind. Es gibt eine Dame die Larven in ihrem Gehirn hat (sie werden gerade durch Medikamente getötet), es gibt eine Menge Patienten die auf Alkoholentzug sind, es gibt eine alte Frau deren ganzer Körper angeschwollen ist, ein kleines Mädchen hat eine schlimme Entzündung am Bein und am meisten beeindruckt mich unsere Tuberkulose Patienten. Der eine hat Tuberkulose im Bauch und der andere hat eine normale Tuberkulose (Lunge). Ich habe noch nie so einen dünnen Menschen gesehen. Beim Blutdrucknehmen glaube ich immer, dass sein Arm gleich abfällt. Seine Beine sind so dünn wie mein Handgelenkt. Er kann nicht stehen und fängt erst gerade wieder an zu essen. Sogar das Reden fällt ihm schwer. Ich weiß gar nicht wie der noch lebt. Er schläft den ganzen Tag.
Vorgestern hab ich hier zu Hause meine erste Geburt gesehen. Ich wohne ja bei einer Hebamme und wir gebären auch zu Hause. Bist du gscheit. Die Mutter war so mutig. Sie hat nicht mal geweint. Das ist hier wirklich eine ganz andere Kultur. Die Mutter der Mutter war auch da, aber sie ist nur daneben gesessen. Erst als das Baby wirklich gekommen ist ist sie aufgestanden und hat der Tochter geholfen. Es ist alles ziemlich schnell gegangen. Plötzlich war das kleine Baby da. Es wurde mir gleich in die Arme gedrückt und ich hab es angezogen. Danach ist es bei mir geblieben. Eine Weile später ist der Ehemann gekommen, hat das Baby einmal angeschaut, seine Frau ins Bett gelegt und ist gegangen. Die Mutter und die Tochter sind dann noch die ganze Nacht geblieben und ich habe geschlafen.
Heute war auch ein interessanter Tag. Ich habe mitgeholfen wie die kleinen jungen beschnitten wurden. Aua. Sie sind ca. 6 Jahre alt. Morgen werde ich sogar selber schneiden und wahrscheinlich auch schon nähen.
Das schlimmste war ein kleiner Bub der gekommen ist weil sein ganzes Geschlecht abgeschnitten wurde (von einem Doktor den wir nicht kennen –er hat gesagt er probiert eine neue amerikanische Technik aus). Wirklich, der Arme, die haben seinen ganzen Schwanz abgeschnitten. Außerdem auch noch die ganze Haut abgebrannt. Danach wurde er bei uns operiert und vielleicht haben sie es wieder hingekriegt. Ich bin mir vorgekommen wie in einer Küche. Das Blut war überall, der Kleine hat eine Fontaine gepinkelt und die Doktoren haben gesungen und gelacht.

arrived

Sunday, 16.07.06
“Manao ahoana” everybody!
…finally I find some time to write you! I’m a bit tired cause I had to go to church at seven a clock in the morning but beside that I’m fine.
I don’t really know where I shall start to tell you about my trip, but maybe I’ll start with my journey. I almost missed my flight from Paris to Antananarivo. But after running over the airport I finally got it. In the bus from the airport to the plane I set next to the minister of finances from Madagascar and later on, in the plane, I set next to a doctor (who was born in Madagascar and now lives in France). Reading the newspaper and talking to the doctor I got to know that out of 1000 people down here, 200 will get infected with Malaria. I got really scared! Well, …until today I did not see a single mosquito and the people here told me that I don’t need to worry!
Arriving at the airport, I didn’t have any problems to get into the country (just needed to smile and they stopped checking my luggage).
Some of you might know that I’m living with a family with five boys. The two oldest went to catch me from the airport but did not see me. After looking around for hours I found them and they brought me “home”. The first evening I was left alone with “my new brothers”, because the father (a doctor and very religious man) was “on mission” and the mother (as well a doctor) was working. I had a wonderful dinner and went on talking with them ‘til 03:30 in the morning.
I live in a small house just next to a market and have a great room (never expected such a nice place). I’ll try to scan some pictures so you can see where I live. We have two dogs, three cats, about 40 chicken and some other birds. Since my arrival I did see maybe 5 other white people (they call us vazaha) and I think I’m the only one here in the area. Beside everybody looking at me I can move around freely.
The family I live with is wonderful. The younger boys have winter-summer-holidays (they have their long break in winter, which is now) and so we’ve already spend a lot of time together. The youngest one, Jonathan, teaches me to talk Malagasy, because everybody communicates in Malagasy. The grammar is really easy but I keep on forgetting the words.
The first day Rado and Gabriel (the two oldest boys, 22 and 25 years old) showed me the city. We went there by Taxi B, these are vans (like the ones we used when we were in South Africa). The only difference is that down here, even more people fit in one van (about 35). The city is about a 10 minutes ride from my house. It is not really beautiful but you can find everything you’re looking for.
The everyday-live is quite uninteresting. We chat and laugh a lot, listen to music and of course, watch a lot of television. Cause I don’t like it I invented some games and bought a pretty cool card game with pictures of Leonardo DiCaprio for 0,11 Euro. Some things are quite strange here: you go to sleep with all your clothes (there are now pajamas or anything like that), you don’t clean your teeth (at least I never saw them doing it – and for sure they don’t do it before going to bed), you can’t hold the cats (they are too afraid) but instead you can walk around with a chicken and, finally, I think it is real cold. I never leave the house without four or five pullovers.

On Friday was my first day in hospital. Normally I should have already gone there on Tuesday, but because Justin, the man who should show me the hospital, was on vacation I had to wait til Friday. The hospital is real nice. I guess we have about 100 people working here. The first two days (Friday and Saturday) and I spent looking around and listening to doctors. They are very patient and after talking to their clients they start explaining me every case in French (because I don’t even understand half of the talk going on in Malagasy). The next week it looks like I’ll be working in the “Sercive de Toxicomanie”, that means I’ll be working with people who are mostly alcohol addicted. Later on I’ll be going to the “Services de Chirurgie, Urologie, Dentisterie, Radiologie” and maybe in the “Laboratoire”. Beside that I’ll see a lot of children getting born (right here in the house).
That’s the news so far! I send you lots of kisses and: “Veloma!”

Montag, 3. Juli 2006

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